Alles kann nichts muss wie viel Wahrheit steckt dahinter? - swinger.de

„Alles kann, nichts muss“ – Eine nur scheinbar wohlgemeinte Floskel

Es gibt kaum ein Profil bei einer Erotik-Community, auf dem dieser Spruch zu lesen ist – alles kann, nichts muss. Im Prinzip kann ihn kaum noch jemand hören, weil er inzwischen zum festen Inventar in der Sprüche-die-keiner-mehr-hören-kann-Liste geworden ist.
Er befindet sich also in guter Gesellschaft.

Aussagekräftig oder bedeutungslos?

  • „Beschreiben kann man mich nicht, mich musst du erleben.“
  • „Bin für alles offen, einfach fragen.“
  • „Von zart bis hart ist für mich alles denkbar“.

Und da beginnt häufig das erste große Missverständnis

Denn meistens kommt der Spruch von Personen, die sich für aufgeschlossen halten, sich über ihre wirklichen Interessen, Vorlieben und Grenzen aber keine echten Gedanken gemacht haben oder sich vielleicht nicht trauen diese gleich in ihrem Profil oder in der ersten Nachricht preiszugeben. Meist denken sie sich, dass sie damit potentielle Interessent/innen abschrecken könnten. Es sind häufig Männer, die damit lediglich ausdrücken wollen, dass sie wirklich alles sehr locker sehen (solange sie zum Schuß kommen).

Allerdings kommt diese Botschaft nicht immer bei allen Empfängern auch genauso an. Denn häufig sind die Empfänger unsicher, ob der Spruch wirklich ernst gemeint ist. Und die mit der so dermaßen offenen bzw. unklaren Haltung ihres Gegenübers zunächst überfordert sind.
Suggeriert der Spruch doch, dass der andere ganz andere Grenzen haben könnte als man selbst und man sich hier jetzt erst mühsam an die Wahrheit herantasten muss.

Alles kann, nichts muss wie viel Wahrheit steckt dahinter? - swinger.de

Muss wirklich nichts?

Wer sich diesen Spruch ins Profil schreibt beziehungsweise im Chat oder einer Mail erwähnt, muss damit rechnen, dass er direkt in einer Schublade landet. Leider nur in den wenigsten Fällen in der besonders Kreativen oder Charmanten.

Was daran liegt, dass er sich eigentlich von selbst erklärt. Wirklich ladylikes oder gentlemanlikes Verhalten setzt schließlich voraus, dass man die Grenzen des anderen respektiert und nicht stundenlang daran herum operiert.

In dieser Hinsicht gibt es einige recht raffinierte Strategien, dem anderen nahezuliegen, dass nichts muss.

  • dem anderen vermitteln, Interesse an seinen Wünschen zu haben, aber auch an den Grenzen
  • dem anderen dezent zu erklären, dass beim Ausprobieren neuer Praktiken jederzeit abgebrochen werden kann
  • dass es ok ist, wenn der eine die Vorliebe des anderen nicht teilt und das nichts mit Ablehnung oder Abwertung zu tun hat
  • der andere es sich jederzeit anders überlegen kann und auch das respektiert wird

Zusammenfassend nennt man das dann Consent!

Kann wirklich alles?

Wer auf ein Gegenüber trifft, der das von sich behauptet und dennoch Interesse an dieser Person hat muss es wohl oder übel auf sich nehmen gemeinsam mit betreffender Person deren Grenzen auszuloten. So mancher meint nämlich mit „alles kann“ eigentlich „alles kann, auf das ich persönlich stehe“. Da er aber nicht bereit ist diese Liste an Vorlieben und Tabus im Vorfeld zu teilen, muss man sie ihm also mühsam aus der Nase ziehen.

Unsere Bitte: Wer schreibt „alles kann“ sollte das auch meinen und dann kann man auch dazusagen, was man mit „Allem“ meint.

Was tun, wenn jemand alles kann, nichts muss, nur behauptet?

Sicherlich sind euch die oben genannten Aussagen schon das eine oder andere Mal begegnet. Kein Wunder, denn nur, weil sich jemand alles kann, nichts muss auf die Fahnen schreibt, bedeutet das nicht, dass er sich auch zwangsweise daran hält bzw. sich überhaupt im Klaren ist was er damit aussagt.

Tatsächlich halten es manche Leute für möglich, euch zum Mitmachen zu bringen, wenn sie nur im ersten Moment tolerant und dann fordernd auftreten. Ob ihr darauf eingeht, ist eure Sache.
Nur eins sollte klar sein: Andere haben nicht das Recht dazu, etwas von euch zu fordern, was ihr ihnen nicht freiwillig geben wollt.
Im Umkehrschluss wisst ihr euch sicherlich auch „anständig“ zu verhalten, oder? 🙂

Auf welche Weise ihr entsprechende Kommentare und Gesprächsgänge im Swinger-Chat wieder in den Griff bekommt? Hängt wie so vieles im Leben von eurer Persönlichkeit und eurem Gegenüber ab.
Hier die drei besten diesbezüglichen Tricks:

Versucht es zunächst indirekt und charmant

Eventuell hat euer Gegenüber noch gar nicht gemerkt, dass er euch im Überschwang der Begeisterung für eine bestimmte Spielart abgehängt hat. Und dass er sich gerade Spielereien mit euch ausmalt, die nicht mehr euren Geschmack treffen.

Passiert – und lässt sich klären. Vielleicht ist es ihm selbst nicht bewusst oder ihr seid ihm nicht so weitgehend in die Parade gefahren, dass er es gemerkt hat.
Die meisten Menschen reagieren auf einen dezenten Hinweis oder Themenwechsel oft etwas verlegen, meist aber sehr verständnisvoll.
Von daher habt ihr gute Karten, das Gespräch an dieser Stelle wieder in die richtige Bahn zu lenken.

Ihr müsst etwas deutlicher werden? Okay – aber bitte mit Sachlichkeit

Ihr habt nach einem versteckten Hinweis, dass alles kann, nichts muss, tatsächlich das Nichts-Müssen beinhaltet, nicht das Gefühl, dass eure Botschaft angekommen ist?
Dann braucht es ein schwereres Geschütz!

Höflichkeit ist natürlich weiterhin allererste Bürgerpflicht. Wobei es absolut nicht verboten ist, den anderen ganz klar darauf aufmerksam zu machen, dass er grade eure „Like-Zone“ verlässt.

Ein direkter Wink mit dem Zaunpfahl, dass

  • er es sicherlich auch nicht zu schätzen weiß, wenn ihr seine Vorlieben abbügelt und
  • ihm eure auferlegt,

wirkt auf manchen vorschnellen Swinger zwar ernüchternd. Aber das ist immer noch kein persönlicher Angriff.

Ganz abgesehen davon, dass sich so auch schnell die Spreu vom Weizen trennt: Ein Swinger, der beleidigt abzischt, wenn ihr in an das von ihm selbst ausgerufene „alles kann, nichts muss“ erinnert, disqualifiziert sich schlicht und ergreifend selbst.

Wer nicht hören will, muss mit den Konsequenzen leben

Es hilft alles nichts und euer Chat- oder E-Mailpartner sieht beim besten Willen nicht ein, dass ihr nicht miteinander harmoniert und er bei euch gerade ein nicht geöffnetes Tor eintritt?

Da hilft nur eins: Klar und deutlich darauf hinweisen, dass es jetzt reicht und dass ihr nicht gewillt seid, die Kommunikation in dieser Richtung fortzusetzen.
Im schlimmsten Fall müsst ihr einfach selbst einen Schlusspunkt setzen und sie eigenhändig abbrechen. Dabei kann es vorkommen, dass er oder sie euch (persönlich) beleidigend angehen, weil ihr ihm oder ihr gerade das potenzielle neue Lieblingsspielzeug weggenommen habt.

Bestimmt wisst ihr, was ihr von einer solchen Haltung halten dürft. Bleibt trotzdem höflich und straight.
Wenn es ganz knüppeldicke kommt, dokumentiert das Gespräch und informiert einen Admin. Der regelt alles weitere für euch. Aber in einer Community wie Poppen.de müsst ihr euch um diesen Punkt wenn überhaupt nur seltenst Gedanken machen. Die hiesigen Swinger wissen sich eben versaut, aber stilvoll zu benehmen.

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Warum ist der Spruch in realer Umsetzung so wichtig?

Bisher haben wir lediglich thematisiert, was alles kann, nichts muss in der virtuellen Welt bedeuten kann. Nichtsdestotrotz hört der Erotikplanet ja nicht an der Laptop-Kante auf und ihr werdet bestimmt einige Swinger persönlich, live und in Farbe treffen wollen.

Höchstwahrscheinlich habt ihr im Vorfeld schon die wichtigsten Sympathie-Eckdaten untereinander abgeklärt. Auch eure jeweiligen Vorlieben und NoGos haben garantiert eine Rolle gespielt, wenn ihr zeitnah und unkompliziert ein wahres Feuerwerk der Lust abfackeln möchtet.

Dennoch bleibt das Motto alles kann, nichts muss immer noch relevant

Aus einem ganz einfachen Grund: Nicht alles, was in der Fantasie megahammerirregeil war, ist es im echten Leben in einer ganz konkreten Situation auch noch.

  • Vielleicht ist euch eine Spielart vielleicht plötzlich doch zu krass?
  • Eventuell packt euer Gegenüber noch härter zu, als ihr euch erst ausgemalt habt?
  • Oder ihr seid doch nicht in dem Maße bi-interessiert, wie ihr erst dachtet?
  • Ihr hattet vor 5 Minuten noch Lust, aber jetzt nicht mehr.

All diese Punkte müssen kein Drama bedeuten. Aber ihr müsst sie zur Sprache bringen, bevor die Lage noch weiter eskaliert und ihr etwas über euch ergehen lasst, was gar nicht (mehr) eure Welt ist.

Von daher: Seid einfach freundlich-ehrlich – und wenn ihr tolle Swinger-“Partner“ habt, reagieren diese sicherlich enttäuscht aber verständnisvoll.
Gleichzeitig könnt ihr, wenn andere mit Unbehagen reagieren, ebenfalls unter Beweis stellen, dass ihr das alles kann, nichts muss Sprichwort im besten Sinne verinnerlicht habt.

Welche besseren Formulierungen gibt es für alles kann, nichts muss?

Als offen, zuvorkommend und tolerant bezeichnen sich viele Swinger. Ob der Inhalt wirklich hält, was die Verpackung verspricht, findet ihr in aller Regel nur durch längere Gespräche und Ausprobieren heraus.
Wobei die Möglichkeit, unangenehm überrascht zu werden, auch in solch längeren „Probephasen“ immer noch gegeben ist.

Allerdings gibt es immer einige Hinweise darauf, dass eure möglichen Sexpartner in zwischenmenschlicher Hinsicht angenehme Menschen sind.

Kommentare wie

Lass(t) uns ein gemeinsames Szenario entwerfen! Wir freuen uns auf eine gemeinsame Horizonterweiterung.
Habt ihr / hast du Lust, euch / dir gemeinsam mit uns Gedanken zu machen? Ergebnisoffenes Tüfteln ist uns ein inneres Kirschenessen
deuten auf alle Fälle darauf hin, dass sich die dazugehörigen Swinger darüber freuen, wenn sich ihre potentiellen Partner aktiv einbringen. Und nicht nur darauf hoffen, ihren komplett eigenen Willen durchzuboxen.

Darüber hinaus gilt: Zwischen den Zeilen lesen hilft immer

Ihr schaut euch ein Profil an, auf dem das Motto „alles kann, nichts muss“ nicht explizit thematisiert wird – und seid deswegen skeptisch?
Vielleicht stellt ihr beim näheren Hinschauen fest, dass ihr mit eurem „Opfer“ sogar einen Glücksgriff getan habt: So manch im besten Sinne toleranter Swinger setzt dieses Motto als auf seiner Seite gegeben voraus. Und braucht es nicht noch einmal ausdrücklich zu erwähnen.

Ob dem tatsächlich so ist, könnt ihr übrigens besonders gut checken, wenn es einen Forenbereich gibt. Falls die für euch interessante Person fleißig mitdiskutiert, erfahrt ihr auch über die Beiträge, wessen geistiges Kind sie ist.
Was manchmal sogar noch aufschlussreicher sein kann als das Profil oder das erste Gespräch selbst. Zusätzlicher Vorteil: So kann sogar jemand, der im ersten Moment eventuell nicht so auffällig war, zusätzliche Pluspunkte sammeln. Stille Wasser sind ja bekanntlich tief…

Modelbilder von supplier 6861/Colourbox.com und Dmitry Ersler Photography/Colourbox.com